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58 Borgo Pra Belluno 37
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  • Beschreibung
  • Anfahrt
  • Wissenswertes
  • Literaturverzeichnis

Die Gründung des Viertels Borgo Prà steht mit zwei auch für die Entwicklung entscheidenden Faktoren in Zusammenhang: es gab hier erstens eine Brücke über den Ardo Bach und somit Handelsverkehr; der zweite Faktor geht auf das Jahr 1378 zurück, als die Stadtherren von Belluno beschlossen, den antiken San Lucano Markt in eine unbebaute, abgelegene und doch stadtnahe Zone zu verlegen. Im gleichen Jahr hat man die Ardobrücke renoviert. Aufgrund der häufig vorkommenden Hochwasser und Sturzfluten musste sie des Öfteren wiederaufgebaut und repariert werden. Die Einheimischen nannten sie “Paglia” (Stroh), denn aus diesem Material war das Dach gemacht. Für die Passage über die Brücke mussten die Händler und Passanten übrigens Wegegeld und Zoll entrichten.  Anfangs war das flache Gelände nahe dem Fluss als Wiese belassen, und die ersten Gebäude entstanden im nordöstlichen Abschnitt. Die wichtigste Erwerbsquellen im XV., XVI. und XVII. Jahrhundert war das Schmiedehandwerk, die Herstellung von Schwertern und später auch die Produktion von Artilleriematerial. Dass man hier Eisen und Stahl verarbeitete, erklärt sich durch die Tatsache, dass der Ort unweit der Handelsstraßen aus Zoldo und Valle Agordina lag, über die das Metall transportiert wurde, und zweitens gab es einen Kanal (“Roia”), der den Schmieden die notwendige Antriebsenergie lieferte. Dieser Kanal ging in Fisterre vom Ardo Bach ab. Er war sehr verzweigt und hatte Stege, Brücken und künstlich angelegte Biegungen, um das Gefälle zu erhöhen, denn er musste nicht nur die Werkstätten in Borgo Prà versorgen, sondern auch die Mühlen in Borgo Piave.  Eine sogenannte „Kanalbrücke“ (ponte canale) leitete das Wasser von der linken in die rechte Uferzone. Leider hat man diese in den 70er Jahren abgerissen. In Borgo Prà gab es eine große Tischler – Gemeinschaft (artigiani marangoni), nach der die lokale Kirche benannt ist. Früher hieß sie „Beata Vergine del Buon Consiglio“.  Der zentrale Dorfplatz “Piazza San Lucano” wurde auf seinem südlichen Abschnitt völlig neu gestaltet. Hier stand ein historischer Bau, der einer Straße weichen musste, und deshalb sieht der Platz heute nicht mehr wie einst wie ein großer Hof aus. Grundsätzlich präsentiert sich das Viertel aber nach wie vor als geschlossene Siedlung. 

Von der Autobahnausfahrt Belluno SUD (A27) fährt man am linken Piaveufer Richtung Belluno, kommt über die Dolomiti Brücke und durch die Via Sarajevo und Via Lungardo zu einer kleinen Brücke über den Ardo Bach. Man biegt gleich nach der Brücke rechts ab und erreicht den Platz in Borgo Prà.
Wer von Belluno Nord anreist, fährt über die Via Vittorio Veneto und einen Kreisverkehr (2. Ausfahrt) dem San Pietro – Kirchturm entgegen und kommt zur Brücke “Ponte Nuovo” hinunter; beim nächsten Kreisverkehr nimmt man die zweite Ausfahrt, fährt Richtung Ardo Bach hinunter, biegt gleich nach der ersten scharfen Rechtskurve links ab und kommt über den Ardo nach Borgo Prà.   

ZUGÄNGLICH: ja
GEMEINDE: Belluno
REGION: Borgo Prà
GEOGRAFISCHE KOORDINATEN: X 1748862 – Y 5114822
PROVINZ: BELLUNO

AUTOREN: Visentin/Vallerani

Nach der Brücke über den Ardo Bach kommt man beim Anstieg Richtung Ponte Novo an einer der ältesten christlichen Kirchen in Belluno vorbei, an der “Chiesa di Santa Croce in Campestrino”. Heute heißt sie „San Biagio“. Ihr Grundriss hat die Form eines griechischen Kreuzes und die gesamte Struktur ist sehr schlicht und stilvoll. Im XII. Jahrhundert errichtete man daneben ein Hospiz für Kranke und Wanderer, die auf der nahe gelegenen Straße nach Cadore unterwegs waren.

M. Cassol, L. Facchin, Itinerario lungo il corso d’acqua dalla città di Belluno al Parco Nazionale delle Dolomiti bellunesi, Belluno 1993
M. Dal Mas, Pra: Storia di un borgo, Belluno 1978