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Karten-Nr Beschreibung Gemeinde Verlinkte Seiten
57 Borgo Piave Belluno 3 - 11 - 10
file .pdf Historische Architektur (ASA) - Ethnographische Sites (SE) Google maps 9 - 129

  • Beschreibung
  • Anfahrt
  • Wissenswertes
  • Literaturverzeichnis

Dort, wo sich heute das Wohnviertel Borgo Piave befindet, war früher der Flusshafen von Belluno. Auf dem Piave transportierte man vorwiegend Holz aus den nördlich gelegenen Regionen und die Produkte von Handwerksbetrieben, die die Wasserkraft des nahen Ardo Bachs nutzten. Borgo Piave liegt am Fuß der Stadt am Piaveufer und aus morphologischer und symbolischer Sicht schafft das Viertel eine Verbindung zwischen dem Fluss und der Stadt, auch wenn die mittlerweite baufälligen Häuser und verwahrlosten Areale nur wenig von dieser antiken Beziehung zeigen. Die Wohnhäuser stehen um die Kirche des Heiligen Nikolaus (San Nicolò), dem Beschützer der Flößer, und um die mit Wasserkraft betriebenen Werkstätten weiter östlich. Gegenüber der Kirche befindet sich eine ehemalige Gerberei, weiter östlich gab es eine Getreidemühle und weiter außerhalb ein Sägewerk. Borgo Piave war ein Hafen, und somit auch ein Handelszentrum für unzählige Waren, wie zum Beispiel Pech, Harz, Wollstoffe, Vieh, Eisen, Kupfer, Kohle, Stein, etc.  An der Straße zum Hafen standen die Wohnhäuser von Notabeln und Handwerkern, und auch der Zoll für die auf dem Fluss transportieren Waren, die ausnahmslos über Nacht lagern mussten, war hier zu entrichten. Der Großteil der eng zusammen stehenden Häuser sind aus dem XV. und XVI. Jahrhundert, zum Beispiel das  Casa Secco (11 ASA) mit der  Freskenfassade, das Casa Fantuzzi (10 ASA) mit der gepflasterten Loggia und dem Innenhof  (Wohnhaus von Giusepe Fantuzzi, napoleonischer General und Sohn eines Flößers) und das Casa Doglioni (9 ASA), Botegon genannt. Dieser Ausdruck steht in der lokalen Mundart für Kneipe und weist darauf hin, dass es hier eine Taverne für die Flößer und Gerber gab, in der die ersten Arbeiter- und Krankenversicherungsvereine gegründet wurden. Früher kam man über eine Brücke zum anderen Flussufer, diese stürzte aber immer wieder ein. In einem Dokument aus dem Jahr 1410 wurde festgesetzt, dass das Areal des Flusshafens von der Landzunge im Norden zwischen Piave und Ardo bis Lambioi reichte.

Vom Stadtzentrum Belluno fährt man Richtung Piave hinunter; das Viertel Borgo Piave liegt zwischen der Via Uniera dei Zater, der Piave und der Brücke “Ponte della Vittoria”.
Von der Straße am linken Piaveufer kommt man über die Dolomiti Brücke und die Via Sarajevo nach Belluno Süd; man überquert den Ardo Bach; auf einem Spazierweg am rechten Ardo-Ufer (Via Lungardo) kommt man zur ehemaligen Gerberei Colle und nach Borgo Piave.

ZUGÄNGLICH: nur von außen
GEMEINDE: Belluno
REGION: Borgo Piave
GEOGRAFISCHE KOORDINATEN: X 1748986 – Y 5114059
PROVINZ: BELLUNO

AUTOREN: Bonato/Eulisse

Eine Gerberei gibt es in Borgo Piave seit dem Jahr 1700, als die Familie Colle aus ihrem Heimatdorf Cesana di Lentiai wegzog und sich in Belluno niederließ, um hier ein (bald blühendes) Unternehmen zu gründen. Die Gerberei Colle (129 AC), ein imposanter Bau, stand am rechten Piaveufer und war bis zum Jahr 1957 aktiv. Die durchgeführten Sanierungsarbeiten sind Teil eines Projekts zur In-Wert–Setzung einer über Jahre verwahrlosten Zone. Dieses Wohn- und Mehrzweckgebäude wurde 2001 von Giovanni Pante entworfen und im Zeitraum zwischen 2003 und 2008 errichtet, wobei versucht wurde, auf die lokalen morphologischen Elemente einzugehen, wie zum Beispiel auf den Hügel und auf das Flussufer. Außerdem hat man einige charakteristische Elemente der umstehenden Bauten wieder aufgenommen, nämlich die spitzen Giebelfelder, die Auskragungen, die Dachfenster und die Arkaden der nahen Loggia.   

A. Bondesan, F. Vallerani, M. Zanetti, Il Piave, Belluno 2000
M. Cassol, L. Facchin, Il torrente Ardo. Itinerario lungo il corso d’acqua dalla città di Belluno al Parco Nazionale delle Dolomiti Bellunesi, Belluno 1993
G. De Bortoli, A. Moro, F. Vizzutti, Belluno. Storia architettura arte, Belluno, 1984
A.Fontana, F. Vizzutti, Borgo Piave 1, Belluno 1980