Auf einem steilen Wanderweg auf den Monte Avena kommt man zu einer Kapelle. Sie wurde bereits in Dokumenten aus dem XVI. Jahrhundert erwähnt und ist dem Heiligen Tiburzio und der Heiligen Susanne geweiht. Überlieferungen zufolge seien diese vor der Christenverfolgung nach Feltre geflohen – oder zuerst nach Feltre gelangt und dann verfolgt worden. Eine Legende erzählt, dass ein Eremit die Kapelle erbaut hatte, und dass der Teufel - mit der Absicht, ihn zu töten - einen großen Felsblock vom Berg hat hinunter rollen lassen. Die Heilige Susanna aber hat dem devoten Eremiten das Leben gerettet, da sich der Felsblock durch ihr Wirken wenige Schritte vor der Kirche in den Boden grub und dabei das heute noch existierende große Becken geformt hat. Das  angesammelte Regenwasser soll Wunder bewirken und gegen Keuchhusten helfen. Jedes Jahr am 11. August findet ein Fest bei der Wallfahrtskapelle statt, und die Gläubigen kommen hier herauf und erbitten Schutz gegen Keuchhusten und den Segen für Wöchnerinnen und Neugeborene. Die Kapelle steht in einer herrlichen Aussichtsposition hoch über dem Tal: man sieht sowohl die Festung in Feltre als auch die Wallfahrtskirche San Vittore, das heißt die zwei wichtigsten Verteidigungseinrichtungen der Stadt im Mittelalter. Vermutlich gehörte auch die Santa Susanna Kapelle als Aussichtsposten zu dieser Verteidigungsanlage und wurde erst später zu einer Glaubensstätte. Und unter diesen Voraussetzungen könnte das Becken neben der Kapelle auch eine ganz andere als die in der Legende beschriebene Funktion gehabt haben: wegen der geringen Tiefe und der Position direkt über dem Steilhang ist anzunehmen, dass hier eine Feuerpfanne stand, mit der bei Gefahr Lichtzeichen gegeben wurden. Die Kapelle besteht aus einem einzigen Raum mit einem kleinen Vordach aus dem 19. Jahrhundert, der von vier massiven dorischen Säulen getragen wird. An der Fassade sieht man über dem Eingang und den daneben liegenden Fenster drei kleine Nischen, in denen die zwei Schutzheiligen und die Landschaft abgebildet sind. Rechts vom Eingang ist ein steinernes Weihwasserbecken.

Von Feltre fährt man nach Pedavena, vor der Villa Pasole Berton (siehe Beschreibung 25 ASA/AI) und der S. Osvaldo Kirche vorbei und weiter in den Ortsteil Facen. Dort beginnt ein Wanderweg, der als erster Abschnitt des “Cammino delle Dolomiti” ausgewiesen ist und über Case Aste und zur S. Susanna Kapelle führt.

ZUGÄNGLICH: von außen
GEMEINDE: Pedavena
ORTSCHAFT: Facen
GEOGRAFISCHE KOORDINATEN: X 1720473 – Y 5101873
PROVINZ: BELLUNO

AUTOREN: Barp

Die Kapelle ist eine Station des Themenwegs “Chiesette pedemontane” (Kirchen im Alpenvorland) des Nationalparks der Bellunesischen Dolomiten.

L. Bortolas, T. Conte, Chiesette Pedemontane. Santi guerrieri e Santi guaritori nelle Dolomiti Bellunesi, Verona 1999