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64 Die "Frauenbrücke" (Ponte delle Donne) Trichiana 55 - 113
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  • Anfahrt
  • Wissenswertes
  • Literaturverzeichnis

Die antike einbogige “Frauenbrücke” steht in der Ortschaft Campedei di Trichiana im Grenzgebiet zwischen den Regionen Belluno und Treviso. Die Brücke führte über eine tiefe Schlucht des Ardo Bachs (der genauso wie der in der Stadt Belluno heißt). An diesem Flusslauf gab es eine Reihe von Werkstätten – wie schon der Ortsname Ai Mulini (auf dt.: bei den Mühlen; eine Lokalität gegenüber Casteldardo) besagt. Der San Boldo Pass (früher Passo Sant’Ubaldo – Umbaldopass) war über Jahrhunderte hinweg eine sehr wichtige Verbindung zwischen dem Piavetal und der Venetischen Tiefebene. Über diesen Sattel kamen auch die Flößer auf dem Rückweg nach ihren Fahrten auf der Piave Richtung Adria. Aus aktuellen Studien geht hervor, dass die Herkunft des Namens „Frauenbrücke“ nicht eindeutig klärbar ist, fest steht aber, dass sie um die 60er Jahre des XIV. Jahrhunderts im Auftrag des Bellunesischen Adelsherren Caterino de Foro errichtet wurde, der in Folge einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit der Pfarre San Felice in Besitz der Gründe in Sant’Antonio di Tortal gelangt war. Er verpflichtete sich zur Instandhaltung der Brücke und wurde aus diesem Grund von seiner Steuerpflicht gegenüber der Stadt Belluno und der Pfarre San Felice enthoben. Der gesamte Besitz der Familie de Foro ging in Folge einer Eheschließung auf Marte Scarpis über, der sich im XVI. Jahrhundert auf das antike Privileg der Steuerfreiheit berief; dieses wurde ihm aber vom Venetischen Zehnerrat  verwehrt, denn mittlerweile nahm es bereits der Stadtvogt in Anspruch. Aus Dokumenten geht hervor, dass die Brücke sicher bis Mitte des XVII. Jahrhunderts genutzt wurde, und ihre Existenz bis ins letzte Jahrhundert belegen Verträge zur Instandhaltung der Straße aus dem 19. und Unterlagen über Sanierungs- und Straßenbauarbeiten aus dem frühen 20. Jahrhundert. 
Die letzten Bauarbeiten an der Brücke gehen auf das Jahr 1915 zurück. Dabei wurde die antike Struktur mit grob gehauenen Steinen ausgebaut. Die nur zum Teil geschützten Elemente der historischen Brücke präsentieren sich heute völlig überwuchert und von Erdreich bedeckt. 

Über die SP1 erreicht man das Ortszentrum Trichiana; dort folgt man den Hinweisschildern auf den San Boldo Pass (SP635 Passo di S. Ubaldo); ca. 1,5 km nach der Ortschaft Sant’Antonio di Tortal kommt man nach Campedei (bei der Kreuzung nach Pianezze).

ZUGÄNGLICH: zu besichtigen
GEMEINDE: Trichiana
REGION: Campedei
GEOGRAFISCHE KOORDINATEN: X 1744836 – Y 5102626
PROVINZ: BELLUNO

AUTOREN: Guadagnin/Frapporti

Am Ardo Bach in Trichiana gibt es eine Schlucht, die von der Region Venetien in die Liste der “Geologischen Stätten von regionalem Interesse” aufgenommen wurde. Ihr Name Brent dell’Art (113 SIN) kommt vom mundartlichen "Brentana", das heißt Hochwasser nach heftigen Regenfällen, und von “dell’Art”, so wird der Ardo Bach im lokalen Dialekt genannt. Die Entstehung der Schluchten geht auf das Ende der Würm-Kaltzeit (die letzte Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren) zurück, als das in einem unterirdischen Bach fließende Wasser das Kreidegestein durch die darin enthaltene Kohlensäure und durch das Reiben der mittransportierten Partikel und Sandkörner vorwiegend an den senkrecht verlaufenden Kalkmergelbrüchen auswusch. In der Schlucht findet man eine sehr komplexe und historisch gefestigte Ufervegetation: dicke Moosteppiche und Leberblümchen ziehen sich die schattigen Felswände hinauf, und auch Farngewächse sind zahlreich vertreten.

M. Frapporti, Pontem lapideum super aquam ardi ibi iuxta locum trotalis: un ponte medievale a Sant’Antonio di Tortal in “Historisches Archiv von Belluno, Feltre und Cadore”, LXXXI, Nr. 344, September - Dezember 2010
E. Cason Angelini, Uso dei valichi alpini orientali dalla preistoria ai pellegrinaggi medievali, Udine 2001
M. Frapporti, Tracce di Medioevo a Sant’Antonio Tortal, Artikel aus L’ombra